Kakao gegen das Vergessen
Kakao gegen das Vergessen
Inhaltsstoffe aus Kakao verbessern die Gedächtnisleistung
von Redaktion Pflanzenforschung.de
Kakao schmeckt nicht nur gut, sondern könnte auch unserem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Das legt eine neue Studie nahe. Ältere Versuchspersonen, die ein Vierteljahr lang jeden Tag hohe Mengen an speziellen Inhaltsstoffen (Flavanole) aus Kakaobohnen zu sich nahmen, schnitten in Gedächtnistests deutlich besser ab als zuvor: Die Gedächtnisleistung eines typischen 60-Jährigen konnte auf den Stand von 30-40-Jährigen gebracht werden.
Namen, Daten oder den Platz, an den man die Schlüssel gelegt hatte – mit zunehmendem Alter fällt es einem schwerer, sich an solche Sachen zu erinnern. Eine altersbedingte Gedächtnisabnahme ist einer neuen Studie zufolge mit Funktionsstörungen einer bestimmten Region im Gehirn verbunden: dem Gyrus dentatus, einem Teil des Hippocampus. Die Funktion dieses Gehirnalreals kann jedoch verbessert werden – zum Beispiel mit Kakao.
Inhaltsstoffe verbessern die kognitive Leistung
Verantwortlich für den positiven Effekt auf das Gedächtnis sind Flavanole, darunter der Inhaltsstoff Epicatechin. Sie zählen zu den Flavonoiden, einer Gruppe von Pflanzenfarbstoffen, die eine antioxidative Wirkung besitzen. Sie sind neben Kakao, auch in Tee oder bestimmtem Obst oder Gemüse natürlich zu finden.
Bereits Tierversuche mit Mäusen konnte belegen, dass die Kakao-Inhaltsstoffe die Hirnregion Gyrus dentatus unterstützt, die mit dem Alter beeinträchtigt ist. Nun untersuchte ein Forscherteam den Effekt von Flavanolen auf diesen altersbedingten Gedächtnisverlust bei gesunden älteren Erwachsenen.
Die Studie wurde mit 37 Testpersonen im Alter von 50 bis 69 Jahren durchgeführt. Ein Vierteljahr lang erhielt ein Teil von ihnen täglich eine hohe Dosis der Pflanzeninhaltsstoffe (900 mg Flavanole pro Tag) in Form eines Getränks; der andere Teil eine sehr geringe Menge (10 mg Flavanole pro Tag). Vor der Studie und nach Ablauf der dreimonatigen Testphase absolvierten die Probanden einen 20-minütiger Gedächtnistest, bei dem die Probanden Muster erfassen und wiedererkennen mussten. Darüber hinaus wurden Veränderungen im Bereich des Gyrus dentatus durch bildgebende Verfahren (einer Variante der funktionellen Magnetresonanztomographie) untersucht.
Altersdemenz kann vorgebeugt werden
Die Studienteilnehmer, die hohe Mengen an Flavanolen tranken, erzielten nach den drei Monaten in den kognitiven Tests deutlich bessere Leistungen (fast 25 Prozent bessere Ergebnisse) als die Gruppe, die eine geringe Menge der Inhaltsstoffe eingenommen hatten. Darüber hinaus hatten sie auch bessere Ergebnisse als beim ersten Test, den sie vor den drei Monaten absolviert hatten. „Wenn ein Teilnehmer zu Beginn der Studie das Gedächtnis eines typischen 60-Jährigen hatte, schnitt er am Ende durchschnittlich ab wie ein 30- oder 40-Jähriger“, berichtet Scott Small, ein an der Studie beteiligter Forscher. Zudem verbesserte der Gyrus dentatus bei diesen Testpersonen seine Funktion. So war bei ihnen dieses Hirnareal deutlich besser durchblutet, wie Gehirn-Scans zeigten. Und die bessere Durchblutung korrelierte mit besseren Ergebnissen im Gedächtnistest.
Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass die Ergebnisse nun in größeren Studien untermauert werden müssen. Auch warnen die Forscher davor, nun vorsorglich den Schokoladenkonsum zu steigern. Denn die aktiven Wirksubstanzen wurden dafür gezielt aus Kakaobohnen extrahiert und ihr Effekt ist mit handelsüblicher Schokolade so nicht zu erzielen. Man müsste täglich rund 25 Tafeln Schokolade verzehren, um auf die verwendeten 900 mg Flavanole zu kommen. Auch unterscheidet sich der hier untersuchte altersbedingte Gedächtnisverlust stark von schweren Gedächtnisstörungen, wie sie bei Alzheimer-Patienten vorkommt. Für diese klinischen Formen, ist die hier vorgestellte Behandlung nicht zielführend.
Mythos Kakao
Sich gesund zu naschen, bleibt vorerst also eine unerfüllte Hoffnung. Viele Mythen ranken sich um die Schokolade und die Kakaobohne. So soll Schokolade glücklich machen (Botenstoff Serotonin als „Glückshormon“), aphrodisierend wirken oder munter machen. Auf Pflanzenforschung.de berichteten wir beispielsweise über den „Stresskiller Kakao“. Klar ist in jedem Fall: Wenn einem Schokolade schmeckt, dann macht ein maßvoller Genuss auch glücklich.