Ein Besuch vom Schafscherer

 Interviews und kleine Reportagen über Menschen der Region:

 Einmal Kurzhaarschnitt bitte – Ein Besuch vom Schafscherer

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 ( H.F. ) – Hallo, schön das Sie kommen, es hat ja heute noch geklappt mit dem Termin. Unsere Schafe stehen schon im Stall, bereit zur Schur.

– ja, etwas früher als gedacht, ein Schafhalter war erkrankt und sagte ab.

Ist das ärgerlich für Sie, Sie schneiden ja auf Stückzahlen ?

-ja natürlich, das waren 20 Schafe und das ist natürlich schon ein Verdienstausfall. Aber der gute Mann kann ja auch nichts dafür, wenn Ihn die Grippe umwirft. Nächste Woche fahre ich nochmals vorbei.
Können wir loslegen, den größten, den Schafsbock bitte zuerst. Die Schafe hier sind in einer guten Verfassung, die schönsten Schafe, die ich heute gesehen habe.
Los geht’s kleiner Schafbock.

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 Ja , das hat einen bestimmten Grund, Unsere Schafe lammen nicht mehr ab.

Und warum lammen Sie nicht mehr ab, Ihr habt doch einen Schafsbock dabeilaufen ?

Der Schafsbock wurde extra vom Tierarzt kastriert. Ich glaube, das war der erste Tierarzt, der einen 4jährigen Schafsbock per OP kastriert hat und der dachte sicherlich, so ganz normal geht es hier bei uns auch nicht gerade zu. Er konnte es nicht fassen, warum wir den Bock nicht einfach zu Wurst verarbeiten. Aber das kam für mich gar nicht in Frage. Wir haben den Bock, unseren Carlo, mit der Flasche großgezogen.
Und genau aus diesem Grund geht es unseren Schafen nun so wunderbar.

Denen geht es so natürlich besser. Die Belastung durch die Geburten und die Lämmer ist nicht mehr da. Manche Schafe lammen ja zum Teil zwei mal im Jahr.
So, das hätten wir, fertig geschoren, der Nächste bitte.

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Und warum wollt Ihr keine Lämmer mehr ?

 Früher hatten wir einen Hausmetzger, der hat vor Ort bei uns geschlachtet, da hatten wir immer so 10-15 Lämmer im Jahr. Das war für uns so eine Art Kreislauf, wir sorgen uns um die Tiere und behandeln Sie gut und dafür mußten wir zum Kauf des Winterfutters und wegen der begrenzten Größe der Weide Lämmer abgeben oder auch schlachten lassen. Das war für uns soweit in Ordnung. Es war zu dieser Zeit irgendwie stimmig.
Irgendwann ging uns dann der Metzger verloren und wir konnten keine Hausschlachtungen mehr durchführen.

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Haben Sie auch Schafe ?

Ich selbst habe keine, mein Vater ist Schäfer und hütet noch etwa 200 Schafe. Und da mein Vater keine Schafe scheren kann, haben ich und mein Bruder es schon früh als Jugendliche bei den Schafscherern abgeschaut, probiert und probiert und geübt und geübt. Und nun ist es zu einer Nebenerwerbstätigkeit geworden, die einmal im Jahr anfällt. Es gibt nicht mehr viele Schafscherer, die wegen einer Handvoll Schafe lange Anfahrtswege auf sich nehmen. Die meisten scheren nur noch große Herden ab mindestens 100 Schafen.

Ihr Vater kann als Schäfer keine Schafe scheren ?

Ja, das ist wirklich so, unglaublich.
So Fertig, das nächste Schaf bitte.

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Und wie ging es dann bei Euch mit dem Schlachten der Lämmer weiter ?

Da wir danach keinen Metzger für Hausschlachtungen gefunden hatten, gingen wir mit unseren lieben Lämmern 4 Jahre lang zum Schlachthof. Von Jahr zu Jahr fiel uns das schwerer. Und dann hatten wir keine Lust mehr darauf. Und es fiel die Entscheidung : Nie wieder ein Tier schlachten.
Dieser unglaubliche Schlachtgeruch, der über dem Gebäude hing, die Angst der Tiere, die absolut fühlbar war. Es war ein großes Elend.

So fertig, das nächste Schaf bitte.

Möchten Sie unsere Wolle mitnehmen,wir haben leider keine Verwendung. Was passiert eigentlich mit der Wolle ?

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Ich nehme Sie gerne mit, nächste Woche kommt zu uns ein Händler aus Frankreich, der die Wolle aufkauft. Aber zu wirklich schlechten Preisen. Anschließend wird Sie nach Qualitäten sortiert und weiterkauft, zum Teil bis nach China. Es wird alles genutzt, zur Wollspinnerei, Gebäudedämmung, Aufbereitung des Wollfettes für die Industrie usw.
Ich sehe gerade, bei dem Schaf hier muß man noch die Klauen schneiden. Mach ich dann gerade noch.

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Und was macht Ihr jetzt mit Eueren Schafen ?

Gar nichts weiter, Sie dürfen leben bis zu Ihrem natürlichem Lebensende und die Jahreszeiten genießen, frisches Gras im Frühsommer fressen und feines Heu im Winter.
Wir haben nun einen Gnadenhof und das ist für alle die beste und angenehmste Lösung. Ich würde mich nie von meinen Schafen trennen oder Sie verkaufen.
Sie sind nun ein Teil von unserem Leben.

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Das ist eine schöne Lösung.

Wie Sie sehen, werden wir Ihre Dienstleistungen noch eine längeren Zeitraum in Anspruch nehmen.

Dann bis nächstes Jahr.

 

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7 Kommentare

  • prima interview !

  • ich benötige einen Schafscherer, können Sie mir eine Telefonnumer zukommen lassen ?

  • süße Schafe, schön geschrieben

  • Armin Gorius

    Ich selbst habe schon fast 20 Jahre Schafe und habe schon lange eine ganz besondere Beziehung zu diesen Mitgeschöpfen. Ich glaube, nur ein wirklich echter Tierliebhaber versteht, was ich meine. Ihr scheint auch dieses besondere Verständnis unseren Mitgeschöpfen gegenüber zu haben. Der Bericht könnte von mir sein. Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß mit euren Tieren.

  • Ich und meine Tochter (12 Jahre) wären gern mal bei einer Schafschur dabei. Wir wolltennicht stören, deshal dachte ich an eine öffentliche Veranstaltung (Hoffest oder so). Leider findet man im Internet fürs Saarland nix dazu. -Immerhin habe ich die „Deutsche Meisterschaft der Schafscherer“ ausfindig gemacht. mal abgesehendavon, dass die schon vorbei (letztes Wochende), war die in Baden-Württemberg.- Kann mir jemand weiterhelfen?

  • Nächstes Jahr im April/Mai 18 wird wieder bei uns geschoren. Ich kann Ihnen gerne Bescheid geben.
    Francoise

  • Hallo Francoise,
    das wäre schön. Svenja ist total schafverliebt und wollte schon ein! Schaf adoptieren. Es hat am Deich schon immer gewartet, um sich von ihr Streicheln zu lassen. Soist Svenja mehr als eine Stunde lang neben dem Schaf (c6-110, jetzt „Wolle“) hergelaufen und hat es gestreichelt. Als ich mich auf die Suche gemacht habe, stand sie mitten in der Herde -neben Wolle- und war total verzückt, weil die anderen Schafe immer dichter an sie ran sind.
    Nachdem sie wieder zuhause war, musste meine Mutter sich auf die Suche nach dem Schäfer machen und fragen, ob Svenja Wolle adoptieren kann…
    Naja, wir haben kein Patenschaf, aber ich finde, dass Mutter und „Kind“ trotzdem lernen dürfen, dass Schafe nicht nur zum Streicheln da sind, sondern richtige ernsthafte Nutztiere.
    Ich fürchte allerdings, dass sie dabei auch noch Spass haben wird. Sie ist nicht einfach nur altersbedingt tierverrückt, sie interessiert sich auch noch dafür. Freiwillig ist sie seit drei Jahren fester Bestandteil der Bienen-AG – nach dem Unterricht in der 7. Stunde.
    Jedenfalls würde ich mich über eine Nachricht freuen:
    Meine Mail-Adresse ist xxxxxxxxx. Ich bin die, die im Moment rund um Ottweiler Brennesselsamen erntet und weißen Klee sammelt.
    Liebe Grüße Sonja

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