Im Atelier von Rudolf Schappert

Auf Atelierbesuch bei dem Künstler Rudolf Schappert

 

(HF) Guten Tag Herr Schappert, wir treffen uns hier in Ihrem Atelier um über Ihre Malerei zu reden.
Wie kamen Sie eigentlich dazu, seit wann malen Sie ?

Mit dem Malen habe ich angefangen, als mich im Gymnasium im Kunstunterricht die Bilder des 20. Jahrhunderts faszinierten. Ich habe dann vieles selbst ausprobiert und experimentiert. Ich habe ja dann auch Kunst studiert und in der Schule unterrichtet. Seit ich jetzt im Ruhestand bin, habe ich die Zeit zum Malen.

Mit der jetzigen Stilrichtung habe ich 2001 begonnen. Vorher habe ich informelle Bilder gemacht mit viel Materialeinsatz.

Was verstehen Sie unter informell ?

Formlos,ungegenständlich. Ich habe sehr viel Material eingearbeitet. Die Bilder waren dreidimensional.

Sozusagen Collagen ?

Nein nein, keine Collagen, ich habe Rheinsand und Quarz in die Farben eingearbeitet, geschmolzenen Styrophor, Karton, Papiertaschentücher, Seile –  plastische Bilder mit bis zu 6 cm Dicke. Die Bilder sind mit der Zeit immer dunkler geworden.
Im Jahr 2000 habe ich dann in meinem Garten ein großes Feuer gemacht und die dunklen Bilder alle verbrannt.
Ab diesem Tag habe ich nur noch helle Bilder gemalt.
Ich fahre immer nach Skandinavien und in Schweden gibt es an der Westküste sehr viele Felsritzungen aus der Steinzeit und Bronzezeit und diese Ritzungen faszinieren mich unheimlich. Jedes mal wenn ich in Skandinavien bin, fahre ich zu diesen Orten, in der Nähe von Göteborg, in Bohuslän.

Hier habe ich viele Motive gefunden, in die ich mich reinversetzen konnte.
Die Ritzungen haben sehr viele Punkte, Kreise in verschiedenen Darstellungen. Füße kommen auch vor, Mondphasen, Sonnendarstellungen, Tiere, Boote und Menschendarstellungen. Ich habe mir schon lange überlegt, wie ich das in meine Bilder integrieren  kann. Und als ich dann damit angefangen habe dies umzusetzen, war es nicht mehr informelle Malerei sondern eher Naivismus. Und sehr expressiv, also sehr bunt.

Was interessant ist, die Farbe grün kommt nie vor. Ich weiß nicht warum, ich neige einfach nicht dazu. Ich zwinge mich auch nicht es zu verwenden.

Also Sie verwenden sozusagen nur die Grundfarben ?

Ja, und die Komplementärfarben, bzw. alle möglichen Farbkontraste.
Mit der Farbe Schwarz fange ich immer an, das ist die Basis und dann kommen die anderen Farben dazu. Also, es sind Darstellungen aus meinem Privatleben. Ich verarbeite meine Probleme in den Bildern.
Manchmal sind es auch, aber eher seltener, archäologische Themen, die ich verwende.
Die Punkte, Kreise und Scheiben haben je nach Farbe und Form unterschiedliche Bedeutungen. Normalerweise sind das Personen zu denen ich in Beziehung stehe. Und je nach Größe und Farbe haben diese eine bestimmte Bedeutung.

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Für fremde Leute sind das sozusagen Bilderrätsel ?

Ja, und es kommen immer wieder Darstellung aus der Steinzeit dazu, wie z.B. ein gebrochenes Rad.
Die Formen und Zeichen haben für mich alle eine bestimmte Bedeutung in meinen Bildern, sozusagen ein visuelles Vokabular.

Und hier geht es nun zu Ihrem Atelier ?

Ja, hier in diesem Raum habe ich im Moment mein Atelier.

Atelier Schappert
Das ist ein sehr schöner heller Raum.

Das sind halbfertige Arbeiten.Hier z.B. bin ich wieder am Übergang zu Material, dieser Ring hier ist aus Rheinsand, da bin ich im Moment noch am experimentieren.

Ihre Leinwände, spannen Sie die selber?

Die meisten, – die Leisten kann man kaufen und das Leinen gibt es auf Rollen zu 10 Metern.
Und hier sehen Sie noch ein Bild aus meiner informellen Phase.

Das Bild hat aber einen gewissen Charme.

Ja ja, aber die sind immer dunkler und dunkler geworden und teilweise hat man nichts mehr gesehen und die habe ich dann alle verbrannt.

Das ist aber schade, haben Sie das bereut ?

Nein.

Darf ich von Ihrem Atelier Bilder machen ? Das schaut alles so aufgeräumt aus.

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Ja natürlich. Ordnung spielt für mich bei der Malerei eine wichtige Rolle. Auch in Hinsicht auf die Kosten.Wenn ich Farben und Pinsel ständig neu kaufen muß, lernte ich irgendwann sorgsam damit umzugehen,weil sie stark eintrocknen, und dann geht es mit der Zeit ins Geld.

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Hier habe ich ein Foto aus England. Das  sind die Merry Maidens in Cornwall, das ist ein Steinkreis ungefähr 3500 Jahre alt.

Die Stelen sind ungefähr 1.40 m hoch und der Ort hatte eine kultische Bedeutung, hier ist eine Öffnung im Kreis. Der Name kommt von Mönchen, die im 6. Jahrhundert England christianisert haben, Sie haben diesen Ort gesehen und gesagt, das sind Jungfrauen, Mädchen, die am heiligen Sonntag tanzen gegangen sind.

Und zur Strafe wurden sie in Steine verwandelt. Und deswegen heißt die Stelle übersetzt, die glücklichen Mädchen.
Das Motiv habe ich in Bildern verarbeitet. Das hier, diese schwarzen Punkte bilden den Steinkreis und die bunten Figuren sind die Merry Maidens.
Hier habe ich Bilder, die sind alle vom letzten Jahr.

Stellen Sie Ihre Bilder auch in Galerien aus ?

Im Moment habe ich nur Bilder in einer Zahnarztpraxis aushängen

Werden die Bilder nachgefragt, bzw. verkaufen Sie Bilder ?

Im Moment verkaufe ich keine Bilder, bzw. alle in der letzen Zeit gemalten Bilder müssen mindestens ein halbes Jahr stehen, bis die Öl-Farbe durchgetrocknet ist. Danach muß ich sie mit Firnis überziehen.

Welche Aufgabe hat die Firnis, hat das etwas mit der Lichtechtheit der Farben zu tun ?

Ja, die Firnis dient hauptsächlich als Schutz der Farbe.

Ältere Bilder haben ja oft Risse, ist das durch die Firnis bedingt oder hält die Firnis die Farbe geschmeidig ?

Das ist durch die Ölfarbe bedingt, die Farbe ist ja starken Witterungen ausgesetzt und deshalb sollten ja Bilder immer nur in Räumen mit bestimmten Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten aufbewahrt werden. In Museen sind Klimaanlagen installiert und das ist mit extremen Kosten verbunden.
Wenn die Bilder älter werden und Wärme und Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, reißt das Leinen, bzw die Ölfarbe.

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Wie ist Ihr Tagesablauf ?

Teilweise male ich am Tag bis zu 12 Stunden.

Sie malen aber auch parallel an verschiedenen Werken ?

Ja – , Schwarz ist die erste Farbe mit der ich beginne, und je nach Witterung braucht die Ölfarbe bis zu einer Woche bis sie angetrocknet ist.

Malen Sie intuitiv ?

Alle meine Bilder werden in einem Skizzenbuch vorab entworfen.
Morgens nach dem Aufstehen arbeite ich an meinem Skizzenbuch und innerhalb von einer Viertelstunde habe ich das skizziert, nachts geht mir das schon im Kopf rum, wie es wird.
Ich mache das alles mit Bleistift auf Skizzenpapier, dann wenn es mir gefällt, male ich es mit schwarzem Filzstift nach, dann lege ich die Größe fest und übertrage den Entwurf auf die Leinwand.

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Vom Konzept her sind all Ihre Bilder also völlig durchdacht und haben einen bestimmten Sinn ?

Ja, also ich setze mich nicht vor eine leere Leinwand und fange an. Ich plane das genau durch bis zum letzten Punkt. Es kann sein, daß etwas statt wie vorgesehen Gelb beim Malen Rot wird, aber viel ändert sich nicht mehr.
Und dann lege ich den Namen des Bildes fest und wenn es zu privat ist,dann entstelle ich ihn mit einer skandinavischen Sprache, Schwedisch, Norwegisch oder Finnisch.

Das ist ja hochinteressant.

Hier ist ein Bild von den Felsritzungen. Die Formen wurden einige Zentimeter tief in den Fels reingeschlagen. Man kann heute noch alles gut erkennen.
Es gibt Tausende von diesen Ritzungen und ich kann mich tagelang vor Ort darin verweilen.

 

Herr Schappert, ich danke Ihnen für das ausführliche Gespräch.

 

Wer sich für die Arbeiten von Rudolf Schappert interessiert oder weitere Fragen hat, kann sich mit dem Künstler telefonisch in Verbindung setzen.

Rudolf Schappert / 06841-5167


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