Das Messer – Kurzgeschichte von H. Altpeter

Das Messer

Kurzgeschichte von H. Altpeter

Als Fotograph war er sehr erfolgreich und über die Grenzen hinaus bekannt.

Die Mode-Branchen gaben sich die Klinke in die Hand und die Models? Sie liebten seinen Blick für das Wesentliche und seine Gabe alles ins rechte Licht zu setzen.

Als Mensch – nun da ließe sich drüber streiten. Die einen sagten so – die anderen so.

Bis eines Tages bei einem Shooting.

Die Bilder waren im Kasten. Die Models in ihren Umkleiden. Alle Beleuchter mit dem Abbau beschäftigt. Und er?

Schlenderte zur Entspannung am Meer entlang mit den Füßen den Sand aufwühlend. Kleine Steine zur Seite schieben und Muscheln suchen. Ja das war seine Art abzuschalten.

Dabei fand er durch Zufall ein Messer. Angerostet und sehr alt. Es lag schwer in seiner Hand. Ein Gefühl von aufkeimender Gier floss durch seine Finger hinauf zum Kopf.

Irritiert warf er es von sich. Überlegte was er fühlte?

Sah sich um.

Alleine stand er nun da und magisch zog es ihn zu diesem Gegenstand.

Er bückte sich. Es war wie ein kleiner Stromschlag. Prickelnd. Wärmend.

Es verschwand in seiner Jackentasche.

Einige Tage später – das Messer immer noch in seiner Jacke ging er zu einer Strand- Party der gehobenen Klasse.

Die Stimmung war ausgelassen, die Frauen betörend schön. Aufreizend!

Männer in Anzügen, geschäftlich unterwegs und seine Kamera fing alle diese Eindrücke ein. Sein Auge war zum Spiegel der Gesellschaft geworden. Sein Verstand schien allmählich die Kontrolle zu verlieren. Fixierte sich auf eine ihm unbekannte Frau.

Ihr Körper war perfekt. Ihr Kleid signalrot. Im Rhythmus der Musik bewegte Sie sich geschmeidig. Bannte ihn. Zog ihn an.

Es hatte keinen Sinn dagegen anzukämpfen. Wozu auch?

Seine Hand glitt in die Jackentasche. Fühlte das Metall und wieder prickelte Wärme durch seine Hand. Seine Finger schlossen sich um den Schaft.

Schon war er mit ihr im Gespräch. Führte Sie langsam zur Strand-Bar. Bestellte zwei Trink´s.

Es lief gut! Erstaunlich gut.

War eigentlich nicht seine Art, aber es gefiel ihm auf sonderbare Weise.

Ruhig und ohne Anzeichen entführte er mit Charme sein Opfer zu einer abgelegenen Stelle, weit weg von der Party und den Menschen. Sie folgte wie verzaubert, lauschte seinen Worten.

Der Mond hüllte die Nacht in ein unwirkliches Licht.

Sein Körper verlangte nach dieser Frau. Verlangte nach Ihrem Duft, nach Ihrem Blut.

Ohne jedes Vorzeichen zog er das Messer. Ließ es im Mondlicht glitzern. Gehässig verzogen sich seine Mundwinkel zu einem beängstigenden Lachen.

Sie stutzte. Erschrocken wisch sie zurück. Wollte fliehen.

Das Messer bohrte sich leicht, ja fast schmerzlos in Ihr Fleisch. Entfaltete seine Magie. Betäubte Ihre Sinne.

Vom Blutrausch angestachelt, entfesselte sich Seine teuflische Energie.

Er stach zu. Immer und immer wieder.

Jeder Stich wirkte wie eine Befreiung.

Wovon?

Es dauerte nur einen kleinen Augenblick – und Sein Leben war nicht mehr dasselbe.

Entsetzt über das, was Ihm unweigerlich in sein Bewusstsein drängte, warf er das Messer soweit wie er es zu werfen vermochte.

Der Bann entwischt und er sah seine Tat mit dem ganzen Ausmaß an Grausamkeit. Unverblümt und unwirklich.

Das war doch nicht er selbst?

Angeekelt entkleidete er seinen Leib. Häufte alles zu einem Klumpen und entzündete ein reinigendes Feuer. Dann stieg er ins nahegelegene Wasser. Versuchte den Dreck abzuspülen und schwamm bis Ihn seine Sinne verließen.

Regungslos fanden Urlauber Ihn zwei Tage später zwischen Felsen aufgerieben und entstellt.

Derweilen wartete das Messer auf seine nächsten Opfer, verborgen und gierig im warmen Sand.


 

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