ESL-Milch ist derzeit in aller Munde – auch ungewollt. Denn in den Frischeregalen der Supermärkte verdrängt die „Extended Shelf Life“-Milch (=“längere Haltbarkeit“) zunehmend die als „Frischmilch“ geläufige pasteurisierte Ware. Der Begriff „ESL-Milch“ ist gesetzlich nicht definiert und muss auch nicht auf den Verpackungen kenntlich gemacht werden.
Durch unterschiedliche Produktionstechniken – Hocherhitzen oder Mikrofiltration als Ergänzung der Pasteurisierung – wird ESL-Milch etwa dreimal so lange haltbar, wie die pasteurisierte Frischmilch, also 3 Wochen, muss aber auch gekühlt gelagert werden. Die hocherhitzte ESL-Milch hat ähnlich der H-Milch einen leichten Kochgeschmack, während die mikrofiltrierte geschmacklich sehr nah an der Frischmilch liegt; nur leider kann der Verbraucher diesen Unterschied bei seiner Kaufentscheidung im Laden nicht erkennen, weil das Verfahren nicht deklariert wird.
Inzwischen hat sich die Milchindustrie freiwillig verpflichtet, pasteurisierte Milch zukünftig als „traditionell hergestellt“ und ESL-Milch mit dem Zusatz „länger haltbar“ zu kennzeichnen, damit der Verbraucher beide Produkte besser voneinander unterscheiden kann, aber diese Selbstverpflichtung wird oft nicht eingehalten.
Immer seltener findet der Verbraucher pasteurisierte – also „traditionell hergestellte“ – Milch im Kühlregal, denn der Einzelhandel hat sich bereits weitgehend auf die ESL-Milch umgestellt, die aufgrund ihrer Haltbarmachung länger abverkauft werden kann. So hat der Verbraucher vielerorts gar nicht mehr die Wahl und ESL-Milch landet oft unfreiwillig „in aller Munde“.
Verbrauchersicherheit durch größtmögliche Transparenz besteht dagegen oft beim Kauf eines regionalen Produkts direkt vom Erzeuger. Mit der Bliesgaumolkerei in Ommersheim
(www.bliesgaumolkerei.de) existiert im Saarland ein Betrieb, der nach Bio-Richtlinien pasteurisierte Frischmilch und Milchprodukte mit einem naturbelassenen Fettgehalt produziert.