Der Löwenzahn
Unsere heimischen Blumen im Saarland (Teil XV)
Ein Beitrag von Dr. Wolfgang Stein
Der Löwenzahn
(Zur Ehrung von Peter Lustig)
Undenkbar, aber unser allseits bekannter Löwenzahn (Bild 1) müsste seinen beliebten deutschen Namen eigentlich ablegen, wurde er doch schon vor langer Zeit im wissenschaftlichen Sinne aus der Verwandtschaftsgruppe der echten Löwenzahne (Gattung Leontodon = wörtlich: Löwenzahn) herausgenommen und zu Taraxacum officinale umbenannt. Was soll’s, das Volk wird sich seinen Sprachgebrauch mit Recht nicht nehmen lassen.
Zudem könnte man bei unserem Löwenzahn auf unzählige weiterer deutscher Namen zurückgreifen (Bild 4).
Dabei sind Pusteblume, Kuhblume und Bettseicher die in unserer Region gebräuchlichsten Bezeichnungen für diesen Körbchenblütler. Sein ursprünglicher Gattungsname Leontodon sowie die deutsche Bezeichnung Löwenzahn begründen sich in den meist auffällig gezähnten Blättern dieser Pflanzen (Bild 3).
Der heutige Gattungsname Taraxacum geht auf das alte arabische Wort Tharakhchakon zurück, eine Bezeichnung für eine vermutlich ähnliche Pflanze, deren Identität aber nicht mehr nachvollziehbar ist.
Strittig ist auch, ob der Löwenzahn in den antiken Schriften eindeutig wiederzufinden ist. Sicherlich dürfte er damals weitaus seltener gewesen sein, ist sein massenhaftes Auftreten doch erst mit der Jauchedüngung unserer späteren Kulturlandschaft verbunden. Naserümpfend nehmen wir dies in Herbst und Winter zur Kenntnis, doch welch ein herrlicher Anblick im Frühjahr, eine saftige Wiese mit satten Löwenzahnblumen, Kopf an Kopf (Bild 2).
Auch das Weidevieh weiß die Pflanze als nahrhafte Futterpflanze zu schätzen. Und mögen nicht auch wir unseren Löwenzahnsalat, am liebsten mit ausgelassenem Speck und Croutons? Weniger gern gesehen ist er allerdings bei den Liebhabern englischer Rasen und auch der Bauer mag ihn auf seinen Mähwiesen eigentlich nicht, denn zur Heugewinnung ist er denkbar ungeeignet. Die Naturheilkunde wiederum schätzt seine harntreibende Wirkung, was ihm letztlich hierzulande seinen Namen Bettseicher oder im Badischen Bettebrunzekraut einbrachte.
Im alten Volksglauben galt der Löwenzahn als beliebte Orakelblume. So zeigt etwa die Anzahl der nach dem Wegblasen der fedrigen Samen auf dem Blütenboden sichtbaren schwarzen Flecken an, ob einem nach dem Tode der Himmel (keine Flecken), das Fegefeuer (ein bis zwei Flecken) oder gar die Hölle (drei oder mehr Flecken) zugedacht ist. Stehen gebliebene Federchen bedeuten die Zahl der Lebensjahre bis zum Tod oder die Jahre bis zur Hochzeit oder zeigen die genaue Uhrzeit an.
Und nun mögen wir auch den Text des bekannten Rocksongs „Dandelion“ der Rolling Stones verstehen, als Weissagung über Uhrzeit, Zukunft und Anderes:
„Prince or pauper, beggar man or thing
Play the game with ev’ry flow’r you bring
Dandelion don’t tell no lies
Dandelion will make you wise
Tell me if she laughs or cries
Blow away dandelion
One o’clock, two o’clock, three o’clock, four o’clock chimes
Dandelions don’t care about the time
Dandelion don’t tell no lies
Dandelion will make you wise
Tell me if she laughs or cries
Blow away dandelion, blow away dandelion……..”
(Leider auf Youtube in D nicht abrufbar)
Fotos: Hilke Steinecke, Palmengarten Frankfurt
Text: Wolfgang Stein, Botanischer Garten der UdS
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