Dr.Steins Botanikseite

04.12.2016

Liebe Macher der saarländischen Dorfzeitung,

auf der Botanikseite von Herrn Dr. Stein habe ich gelesen, dass Sie darüber berichten wollen, wo die Schützlinge aus dem Botanischen Garten geblieben sind bzw. wie es ihnen in ihren neuen Behausungen geht.

Als der Kampf um den Erhalt des Gartens verloren war, haben wir uns an den Pflanzenversteigerungen beteiligt.

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Unter anderem hat die als erste von Herrn Dr. Stein beschriebene Cyphostemma bainesii bei uns ein neues Zuhause gefunden. Als wir sie ausgegraben haben hat Herr Dr. Stein uns noch einige Tipps gegeben und uns aufs schärfste ermahnt, gut auf sie aufzupassen, weil sie über 50 Jahre alt und eigentlich unbezahlbar ist. Wir versuchen unser Bestes und nach meiner Auffassung als Laie scheint es ihr bei uns gut zu gehen. Es sieht auf jeden Fall mal so aus.

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Auch die Xanthosoma robustum, deren empfindliche Blätter beim Transport ein wenig gelitten hatten, fühlt sich nunmehr anscheinend ganz wohl zwischen einer selbst gezüchteten Ravenala und einer  Zanioculcas.

Wir versuchen die Luftfeuchtigkeit entsprechend hoch zu halten, das Geweihfarn wird auch regelmäßig gesprüht und öfter „gebadet“. Das sind sicher nicht die optimalen Bedingungen, die es im botanischen Garten hatte, aber es hält sich tapfer – und wenn es draußen wieder wärmer und feucht ist, darf es auch wieder raus an ein geschütztes Plätzchen.

Der einzige, der uns noch Sorge bereitet, ist der Kakaobaum. Er hat nach dem Umtopfen die Blätter verloren – was ja zu erwarten war, wir haben ihn zurück geschnitten, aber bisher treibt er noch nicht wieder neu aus. Wir hoffen auf das nächste Frühjahr.

Schöne Grüße

Y.S.

 

 


 Wolfgang Stein – 10.08.2016

 

Das Sterben beginnt …

R.I.P.

Unsere beiden Welwitschia mirabilis

Als schlafende Babies (Samen) kamen sie zu uns am 28.03.1995 aus ihrem Geburtsort, dem Botanischen Garten Berlin-Dahlem.
Nach nur 21. Lebensjahren im Botanischen Garten des Saarlandes liegen sie nun gemeinsam und eng umschlungen im Sterben, wo sie doch tausende Jahre hätten alt werden können.

Seit dieser Zeit staunten tausende Besucher, jung wie alt, über diese in so vielerlei Hinsicht verblüffende Pflanze, ein lebendes Fossil sowie eine Überlebenskünstlerin in der ansonsten so lebensfeindlichen Namib-Wüste in SW-Afrika.

Wer sie künftig sehen will, dem sei eine Reise nach Namibia empfohlen. Dort baut man Zäune um sie und hütet sie als Touristenattraktionen, während man hierzulande…🙁

Unsere Beiden sterben auch aus unterlassender Hilfeleistung und politischer Ignoranz und Bildungsresistenz. Es sind halt keine pressewirksamen Schneeleoparden und daher hierzulande für das gemeine Volk wohl „entbehrlich“…

Ach ja, bevor jemand fragt: Die Pflanze hat ein solch empfindliches Wurzelsystem, dass sie lebend nicht zu verpflanzen ist.

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Der Botanische Garten der Universität des Saarlandes wurde geschlossen.

Gleichwohl werden wir auf dieser Seite an die Pflanzen des Botanischen Gartens erinnern und in loser Folge mit Zustimmung von Dr. Stein, dem Leiter des Botanischen Gartens an den wertvollen Bestand erinnern und Pflanzenbeschreibungen, Ihre geschichtliche Bedeutung  und Bilder von Dr. Stein  veröffentlichen.

Sicherlich können wir auch in näherer Zukunft berichten, was aus ihnen geworden ist,  wo sie nun weiter unter fürsorglicher Pflege gedeihen.

Wir wünschen es den Pflanzen.

Wir danken Herrn Stein für die Zusammenarbeit.


Hier eine Botschaft an alle Botanischen Gärten!

Und diese Botschaft öffentlich, weil ich der Meinung bin, auch die Saarländerinnen und Saarländer haben ein Recht darauf zu erfahren, was nun mit Ihrem kulturellem Eigentum geschieht und warum dies m.E. sinnvoll ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wie Sie vielleicht bereits informiert sind, hat unser Verband Botanischer Gärten sich mittlerweile vom bisher praktizierten solidarischen Boykott hinsichtlich der Übernahme unserer Gewächshauspflanzen distanziert. Eines der Ziele dieser Solidarität war es auszuloten, ob ein Bundesland tatsächlich bereit ist, die wissenschaftlich wertvollsten seiner Pflanzen unter dem Risiko der Vermehrung des diesbezüglich schlechten Rufes vernichten zu wollen. Nun wissen wir es. Zumindest die im Saarland hierfür Verantwortlichen sind es.

Vielleicht mag dies der Beweggrund des Verbandes gewesen sein, die gemeinsame starre Haltung aufzugeben. Ich weiß aus zahlreichen Diskussionen im Kollegium der Botanischen Gärten, wie kontrovers bzgl. unseres Boykottes diskutiert wurde. Ich habe immer beide Seiten verstanden. Was ist wichtiger? Der Fortbestand der wertvollen Sammlungen oder der Fortbestand eines Botanischen Gartens, welch ein Dilemma. Was ist das richtige Ziel, was die richtige Vorgehensweise? Wir hatten keinen Präzedenzfall, alle Wege können ebenso falsch wie richtig sein. Schlauer ist man erst hinterher.

Und wenn ich auch nach der einen oder anderen Meinung vieles oder alles falsch gemacht habe, so kann ich immer noch ein schlechtes Beispiel geben, wie die anderen Gärten in Zukunft mit den Schließungsbeschlüssen Ihrer Träger umgehen mögen. Und diese Beschlüsse werden kommen, nun umso leichter.

Es liegt nun mal in meiner Natur, dass ich nicht aufgeben und diesen Kleinsten aller Botanischer Gärten zumindest für mein Land retten wollte. Ja, ich habe dafür unsere wertvolle Sammlung in Geiselhaft genommen. Mir ist die Bildung meiner Landsleute wichtiger, als der rein wissenschaftliche Wert der Pflanzen, der an unserer Universität ohne klassische Botanik ohnehin gering geschätzt wird, von unserer Landespolitik ja sowieso. Ich weiß, das sehen einige Kolleg/innen anders. Ich respektiere das.

Aber ich bleibe bei meiner Meinung, auch wenn es Manchem wie Nestbeschmutzung vorkommen mag. Wir retten die Millionen Pflanzenarten der Welt nicht in Botanischen Gärten, ebenso wenig wie die Tierarten in Zoos. Wir retten die Flora und Fauna allein durch erlebbar anschauliche Bildung aller Bevölkerungsschichten anhand unserer Sammlungen, zumal in einer Demokratie.

Genug der Vorrede. Schauen wir nach vorne:
Nun, da der Verband selbst sich um die Übernahme unserer IPEN-Pflanzen kümmern will, sollte man auch so konsequent sein, so viel wie möglich in den Gärten unter zubringen, insbesondere unsere Pflanzen unter Washingtoner Artenschutz oder anderer Gesetze. Sie als Kolleginnen und Kollegen sind jetzt alle recht herzlich dazu eingeladen, so paradox dies aus meinem Munde nun auch klingen mag. Uns ist es mittlerweile auch lieber, unsere Pflanzen kommen in professionelle und ehrenwerte Hände, bevor der Rest an Privatpersonen landet und somit (Sie alle wissen das) sehr schnell auch auf dem Schwarzmarkt bzw. in Laienhände unter kurzer Lebensdauer.

Derr erste Garten war heute hier und ist soeben voll beladen abgefahren (sieh Foto), obwohl wir tatsächlich lange an den Kollegen reden mussten, sich tatsächlich zu bedienen, wollten sie doch im Anbetracht unserer Pflanzungen den Tränen nahe gar nicht erst Hand anlegen und unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren. Nein, ich werde nicht sagen, welcher Garten es war. Und so werde ich es auch bei allen anderen Kollegen halten.
Ganze 21 von unseren 1.800 Gewächshaus-Arten sind somit erst weg. Unsere Artenliste sollte Ihnen vorliegen oder geht Ihnen über den Verband demnächst zu. Der große Rest unserer Pflanzen freut sich auf eine neues Zuhause in Bundesländern, wo noch Sinn für Kultur und Bildung herrscht. Das Saarland meldet sich somit als erstes Bundesland aus dem Kreise der Botanischen Gärten ab.

Es ist nun wie es ist. Drei weitere Gärten haben sich in den nächsten Tagen angesagt. Scheuen Sie sich nun bitte nicht, sich zu beteiligen auch wenn andere Gärten für sich allein entschieden haben, am Boykott festhalten zu wollen. Beide Ansichten sind nun, da das Kind im Brunnen liegt, nachvollziehbar.

Ihr Wolfgang Stein

Zum Foto: Unsere ersten Lieblinge verlassen das Saarland zu treuen Händen. Darunter eines unserer Sahnestückchen, unser Kautschukbaum, einer der ganz ganz Wenigen in Deutschland. Im Vordergrund eine weibliche Encephalartos villosum, ein unter strengem Washintoner Artenschutz befindlicher Palmfarn. Alles Gute. Lebt wohl!

Botanischer Garten der Universität des Saarlandes Foto.

Die Sammlungen des Botanischen Gartens verabschieden sich

Unsere Oldtimer im Botanisch Garten

Ihr Botanischer Garten geht 2016 in sein 64. und damit letztes Lebensjahr. Das Rentenalter ist damit zwar fast erreicht, aber gegenüber den europäischen Traditionsgärten mit über 400 Jahren sind wir noch ein junger, allerdings schon sterbender Knabe. Das genaue Alter der Pflanzen, welche unser heutige Gartendirektor 1982 als Kurator des Gartens von seinen Vorgängern übernommen hat, ist leider unbekannt, dennoch sind einige davon wohl auf die Anfänge das Gartens ab den 1950iger Jahren zurückzuführen. Viele der hohen baumartigen Gewächse in den niedrigen Gewächshäusern werden allerdings durch den jährlichen Rückschnitt eher als Bonsais kultiviert, so dass deren Höhe für ihr Alter nicht ausschlaggebend sein kann. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige unserer markantesten alten Pflanzen kurz vor.

Bei all diesen und vielen anderen unserer Pflanzen kann man deren Alter zumindest erahnen. Andere dagegen mögen sogar unbemerkt viel älter sein, etwa all diejenigen, die seit Jahr und Tag durch Ableger, Stecklinge oder Teilung vegetativ vermehrt werden, wie etwa die Bromelien, Orchideen oder Kakteen. So mag es Ihnen passieren, dass Sie in Kalifornien voller Ehrfurcht vor einem über 3000jährigen Mammutbaum stehen und dabei ahnungslos auf ein 5000jähriges Grasstück treten, verrückt, gell? Alter und Tod bei Pflanzen sind eben andersartig, ein obligatorischer Tod nicht bei allen zwingend. Beneidenswert? Entscheiden sie selbst!

Liebe wissbegierige Natur- und Pflanzenfreunde.
Sputen Sie sich, wenn Sie unsere einzigartigen, eindrucksvollen und lehrreichen Pflanzen im Saarland noch sehen und vieles mehr über sie erfahren wollen. Der genaue Zeitpunkt der Gartenschließung unter dem Spardruck der Landesregierung ist ungewiss. Wir fürchten, bereits im Verlaufe des kommenden Frühlings aufgrund weiteren Personalabzuges aufgeben zu müssen.

Text und Fotos: Wolfgang Stein, Botanischer Garten der UdS

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1.Unsere südafrikanischen Cyphostemma bainesii aus der Familie der Weingewächse überbrückt die Trockenzeit als dickfleischiger blattloser Stamm.

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 2.Yucca rigida, eine Palmlilien-Art aus Mexiko, behält ihre Blätter zeitlebens, wenn auch die Unteren absterben und sich schützend an den Stamm schmiegen.

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3. Die allseits bekannte Zimmerpflanze Yucca elephantipes zeigt mit ihrer elefantenfussartig verdickten Stammbasis deutlich den Grund ihrer wissenschaftlichen Namensgebung. Sie tut dies übrigens nur, wenn sie aus Samen gezogen wird. Stecklinge, wie sie im Handel zumeist erhältlich sind, bilden einen solchen Fuß auch im Alter nur spärlich aus.

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4.Die eigentlich im Deutschen als Elefantenfuß bezeichnete Pflanze, unsere alte Nolina recurvata hat, wie deutlich sichtbar, schon mehrere Rückschnitte hinter sich.

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5.Man sieht es ihm kaum an, aber sicherlich über 50 Jahre alt: Unser ach so beliebter Kakao-Baum, Theobroma cacao

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6. Die Stammbasis unseres Kapokbaumes (Ceiba pendandra) , eigentlich ein tropischer Urwaldriese, dessen Fruchthaare unseren Ahnen vor den Zeiten synthetischer Fasern als teurer, aber komfortabler Matratzenfüllstoff dienten.

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7.Der tropisch-amerikanische Breiapfelbaum (Manilkara sapota), aus dessen Milchsaft die Azteken den Kaugummi erfunden hatten.

 


Es ist vorbei –

Der Botanische Garten der Universität des Saarlandes

wurde geschlossen.

Gleichwohl werden wir auf dieser Seite an die Pflanzen des Botanischen Gartens erinnern und in loser Folge mit Zustimmung von Dr. Stein, dem Leiter des Botanischen Gartens an den wertvollen Bestand erinnern und Pflanzenbeschreibungen, Ihre geschichtliche Bedeutung  und Bilder von Dr. Stein  veröffentlichen.

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Wir wünschen es den Pflanzen.

Wir danken Herrn Stein für die Zusammenarbeit.

In den Unterrubriken der Botanikseite werden wir regelmäßig weitere Beiträge

von Dr. Wolfgang Stein veröffentlichen.

 


 

 

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