Schneckenkorn ist nicht die beste Wahl

Schneckenkorn

Hain-Bänderschnecke
Schneckenkorn unterscheidet nicht zwischen Schnecken, die frische Pflanzen lieben, und solchen, die wie diese hübsche Hain-Bänderschnecke verrottendes Material bevorzugen.

Aufs Korn genommen

Als Schnecke hat man es nicht leicht: Da schleimt man so vor sich hin, genehmigt sich hier und da etwas verrottendes Pflanzenmaterial und stellt sich selbstlos Igeln, Vögeln und ähnlich rabiaten Burschen als Beute zur Verfügung. Naja, mehr oder weniger selbstlos, aber irgendwann erwischen sie einen nun mal. Kurz, man versucht, im Großen und Ganzen ein anständiges Schneckenleben zu führen. Aber weil sich der eine oder andere Artgenosse gelegentlich mal ein Salatblatt gönnt, wollen einem nun auch noch die Gärtner an den Kragen. Zerschneiden, aufspießen, ertränken oder einfrieren – kreativ waren die Menschen in solchen Angelegenheiten ja schon immer. Am perfidesten ist aber dieses Schneckenkorn, denn das trifft selbst diejenigen von uns, die Rohkost eher mit Misstrauen begegnen – und das ist die Mehrzahl der Schneckenarten. Selbst unsere Kollegen von der Weinberg-Fraktion bleiben nicht verschont, und die stehen immerhin unter Naturschutz.

Ko(r)ntraproduktiv: Auch willkommene Tierarten sind betroffen

Dass Schneckenkorn unter Schnecken verpönt ist, scheint naheliegend. Doch auch aus gärtnerischer Sicht sollten die granulatförmigen Fraßköder möglichst vermieden werden: Schneckenkorn tötet nicht nur die wenigen Nacktschneckenarten, die tatsächlich nennenswerte Schäden verursachen können, sondern auch geschützte und nützliche Schnecken – etwa solche, die Eier von Schadschnecken verzehren. Darüber hinaus können wie bei allen chemischen Pflanzenschutzmitteln auch Risiken für andere Lebewesen nie ganz ausgeschlossen werden, wie sich gerade wieder zeigte: Der jahrzehntelang in Granulatködern enthaltene Wirkstoff Methiocarb wurde unter anderem in Kleinnagern und Rotkehlchen in so hoher Konzentration nachgewiesen, dass seine Zulassung gegen Schnecken EU-weit widerrufen wurde. Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Methiocarb ist daher seit dem 19. September 2014 verboten. Es darf nicht mehr verkauft oder angewendet werden, noch vorhandene Reste müssen als Sondermüll bei den örtlichen Sammelstellen abgegeben werden. Auch der noch gegen Schnecken zugelassene Wirkstoff Metaldehyd ist nicht ohne: Vögel und Säugetiere, die kontaminierte Schnecken oder auch direkt die mit Metaldehyd versetzten Köder fressen, können sich vergiften.

Empfehlenswerte Alternative für den Notfall

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, um potenziell schädliche Schneckenarten auf umweltfreundliche Weise abzuwehren oder zu bekämpfen, von Schneckenzäunen bis hin zu Nematoden, die bestimmte im Boden lebende Nacktschnecken parasitieren. Wer dennoch nicht auf Schneckenkorn verzichten möchte, sollte sich an Produkte mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat halten. Schneckenkorn mit diesem Wirkstoff ist nicht teurer als Produkte mit Metaldeyhd, hat aber wesentliche Vorteile: Eisen-III-Phosphat ist deutlich weniger giftig und wird von Mikroorganismen im Boden in die Pflanzennährstoffe Eisen und Phosphat zerlegt. Aus gärtnerischer Sicht ebenfalls ein Vorteil: Die Schnecken stellen das Fressen sofort nach der Aufnahme des Wirkstoffs ein und ziehen sich in Verstecke zurück. Dadurch müssen sie nicht vom Beet entfernt werden, wenn sie verendet sind – wenngleich aus Schneckensicht wohl zumindest diese kleine Zumutung wünschenswert wäre.

Autorin: Mascha Schacht, Frankfurt am Main

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